ANDREAS SCHULZE

AT KUNSTSAELE BERLIN 

25.02.2012 - 07.04.2012

Die KUNSTSAELE Berlin freuen sich sehr die Ausstellung von Andreas Schulze zu präsentieren.

Es ist eine farbenfrohe, befremdlich vereinfachte Welt, die sich in Andreas Schulzes Malerei eröffnet. Auf großen Formaten bläht sich auf, was den Alltag des bürgerlichen Idylls erst ausmacht und zugleich kaum Beachtung findet: Die Dinge – „gewölbt wurstig“ geformt, wie er selbst auf Skizzen vermerkt – werden zu Protagonisten einer Erzählung, in der Menschen keinen Platz haben. Die seien ihm zu schwierig, meint Schulze, der nicht nur durch seinen eigenwilligen, aberwitzigen Stil als Einzelgänger gilt. 

In den 1980er Jahren bewegte er sich im Umkreis der Mülheimer Freiheit und der Jungen Wilden, nahm sich dem expressiven Rauschen der Pinselstriche und der Wichtigkeit des Künstlersubjekts jedoch nicht an. Mit unaufgeregtem Duktus und flächigem, dünnem Farbauftrag tritt er herrschenden Kunstpositionen alles andere als kämpferisch entgegen. In dem seine Arbeiten scheinbar willkürliche Bezüge zu Kunstwerken der Moderne setzen und dabei eine „offensive milde Freundlichkeit“ ausstrahlen, entleeren sie die Klarheit und Strenge dieser Ansätze. „Ich wollte das falsch verstehen. Es sollte so aussehen, wie wenn jemand, der sich mit moderner Kunst nicht auskennt und Vorurteile dagegen hat, versucht ein modernes Bild zu malen“, sagte er 1987 in einem Interview. Unschuldig wirkt es etwa, wenn er in den 1980er Jahren minimalistisch anmutende Körper in dilettantisch ausgeführte Perspektivmalerei überträgt, während Donald Judd mit seinen specific objects (1965) die Abkehr von jedweder illusionistischen Wirkung beschwört. In einigen Gemälden fügt er noch kleine Gegenstände, wie einen Apfel oder eine Brille, hinzu, als habe sie jemand gedankenverloren auf dem theorieschweren Objekt abgelegt. So benutzt, werden sie zu Einrichtungsgegenständen, einfachen Dingen, denen Schulze auch in späteren Arbeiten humorvoll Aufmerksamkeit schenkt. Er malt Ausschnitte aus Reihenhaussiedlungen, gutbürgerlichen Wohnzimmerlandschaften und kombiniert Möbelstücke mit ausgedachten, biomorph-abstrakten Objekten, die nur noch darauf warten, in ihrer Unsinnigkeit dennoch eine Funktion zugeschrieben zu bekommen. Nicht nur auf der Leinwand, sondern auch mit raumgreifenden Installationen oder Wandmalereien entstehen so menschenleere Rückzugsorte. Eine bizarre Heimeligkeit, die in seiner scheinbar naiven Weltvergessenheit gleichsam beunruhigend ist. 

Die KUNSTSAELE Berlin zeigen nun eine Auswahl an Werken des Künstlers. Schon in dieser kleinen Zusammenstellung von Werken verschiedenster Schaffenszeiten wird deutlich, wie Schulze über Jahre hinweg seinem Stil treu geblieben ist und nicht versuchte sich jedwedem Betrieb anzupassen. „Abstrakte Komposition“ ein Gemälde der frühen 80er Jahre, verweigert sich schon durch seine Größe (2 x 4 Meter) als Blickfang über der Wohnzimmercouch platziert zu werden – wie viele seiner Werke besteht es aus mehreren, zusammengesetzten Leinwänden. Repetitive Kompositionen aus einfachen Formen vor flächigem Hintergrund – Kugeln, Kuben oder, wie im Bild, Ovalen – lassen die Arbeiten an Ornamentik erinnern. In später entstandenen Arbeiten, wie den vier ausgestellten Gouachen (je 70 x 90 cm), formt er aus solchen, sich wiederholenden Mustern auch Bildhintergründe und figurative Elemente. Während sich einige Objekte auf den ersten Blick als Blumen oder Autos erkennen lassen, wirken andere wohlbekannt und bleiben sogleich merkwürdig und unidentifizierbar. 

Andreas Schulze, geboren 1955 in Hannover, studierte an der Gesamthochschule Kassel und bei Dieter Krieg an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, wo er seit 2008 als Professor für Malerei lehrt. Nach zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen (u.a. 1989 im Guggenheim Museum, New York; 1984 im MoMa, New York; 1983/87 in der Tate Gallery, London), erhielt er im Jahr 2010 den Cologne Fine Art Prize. Im selben Jahr erschien ein umfangreicher Katalog anlässlich der Überblicksausstellung „INTERIEUR. Werkschau Andreas Schulze“ in der Sammlung Falckenberg Hamburg, die später im Leopold-Hoesch-Museum in Düren zu sehen war.

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