ZU GAST (2) "SEVEN"

Sammlung DEVOTOART in den KUNSTSAELEN Berlin

Özlem Altin, André Butzer, Andy Hope 1930, Franka Kassner, Jonathan Meese, Thomas Schroeren, Thomas Zipp

21.12.2011 - 22.01.2012

Die KUNSTSAELE Berlin freuen sich, die Ausstellungsreihe »ZU GAST« mit der jungen, im Rheinland ansässigen Sammlung 'DEVOTOART' fortzusetzen. Die Sammlung hat einen Schwerpunkt im Spektrum expressiv-installativer Tendenzen der frühen 2000er Jahre. Unter dem Ausstellungstitel 'SEVEN' wurden sieben Künstler/innen der Sammlung ausgewählt, 
die trotz unterschiedlicher Techniken - Collage, Malerei, Installation - eine ähnliche ästhetische Ausrichtung aufweisen: die installativen Arbeiten sind durch den Einsatz 'trashiger' Materialien charakterisiert und es imponiert ein eher dunkel gefärbtes Timbre, das im Spannungsfeld zu einer naiv und expressiv anmutenden Farbigkeit anderer Arbeiten zu stehen scheint. Gleichzeitig pflegen alle für 'SEVEN' ausgewählten Künstler/innen eine eigene, idiosynkratische Sprache, die sie - einschließlich aller rebellischen Attitüden - gegen drohende Einverleibung einzusetzen vermögen.

Obgleich sich die ausgestellten Werke durchweg einer eindeutigen Interpretation und Festlegung entziehen, sind vielfach gesellschaftliche, politische bzw. historische Themen Ausgangspunkt und Inspiration, wobei weniger eine 'politisch korrekte' Aufarbeitung, als eine subjektivistische Sichtweise vorherrscht. Ein Beispiel hierfür ist die Installation 'Sachsenwald' (2010) der Künstlerin Franka Kaßner, die sich in ihren komplexen, autobiographisch inspirierten Arbeiten mit Totalitarismus, Überwachung und Unterdrückung auseinandersetzt und deren historischen Wurzeln in der deutschen Romantik recherchiert. 'Sachsenwald' ist einerseits von einer subtilen Schönheit und Wehmut gekennzeichnet - auf der Rückseite eines Kleiderschrankes aus 'Deutscher Eiche' erkennt man in altmeisterlicher Schellack Technik eine Inkunabel der Romantik, Caspar David Friedrich's Kreidefelsen; andererseits vermittelt das mit DDR-Relikten autobiographisch aufgeladene Innenleben des Schrankes eine beklemmende Stimmung. 

Autobiographische Bezüge finden sich auch in Thomas Schroerens Familienaufstellung von 2009 ('Turm Charlotte Schroeren'; 'Turm Werner Schroeren'; 'Turm Thomas Schroeren CCXXXI m hoch'). Jonathan Meeses Installation 'Les Enfants-Balthys De Saint Just (Phoebe Caulfield)' von 2001 lässt autobiographische Bezüge nur vermuten, - vielschichtige Verweise an den französischen Revolutionär und Moralisten Saint Just bis zum polnischstämmigen Maler Balthus verschmelzen zu einem dichten Raumgefüge. Ein dunkles Kolorit haben auch die Malereien von Andy Hope 1930 ('No Escape from Destiny', 2003) und Thomas Zipp ('A.B.:M.N.C.M. ', 2008, zweiteilig) sowie die Collagen Özlem Altins ('They are not resisting our gaze I and II', 2009). André Butzers 'Dommer Aff' (2001), aber auch Thomas Schroerens Arbeiten 'Take me out of myself and set me free' (2007) und 'General Shima' (2006) wirken dabei wie Beobachter der grotesken Szenerie. Ihr der Welt trotzendes Lächeln wirkt zum Teil in sich gekehrt, zum Teil wie ein mitfühlender Ausdruck von Außenseitern zur 'condicio humana', einer Gesellschaft, die ihren Mittelpunkt - ihr Zentrum - längst verloren hat.

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